Eine Küche, die sich recyceln lässt

«Die nachhaltigsten Küchen der Schweiz» – mit diesem Slogan wirbt «Forster Swiss Home». Verwaltungsratspräsident Max Müller verrät, was dahinter steckt und wie das Unternehmen die erste grüne Fabrik der Schweiz werden will.

«Forster Swiss Home AG» wirbt damit, die nachhaltigsten Küchen der Schweiz zu produzieren. Worauf fusst diese Behauptung?

Max Müller: Eine normale Holzküche besteht hauptsächlich aus Spanplatten und 30 bis 35 Prozent Kunststoff. Diese Materialien sind alle beschichtet und werden miteinander verklebt. Das führt zu Problemen bei der Entsorgung, weil die einzelnen Baustoffe nicht sinnvoll getrennt werden können. Diese Küchen werden am Ende ihrer Lebensdauer also alle verbrannt. Unsere Küchen bestehen zu über 90 Prozent aus Stahl.

Das heisst, sie können recycelt werden.

Richtig. Unsere Küchen kann man gar nicht im Kehricht verbrennen (lacht). Sie gehen ins Altmetall und werden von dort aus zu recyceltem Stahl verarbeitet. Auch wir verwenden bereits 20 bis 30 Prozent recycelten Stahl.

Forsterküchen werden aber nicht nur recycelt sondern auch als Occasionen wiederverkauft.

Ja, auch das ist Teil unserer Kreislaufwirtschaft und soll in den kommenden Jahren noch verstärkt werden. Gebrauchte Küchen werden überholt, neu gespritzt und mit neuen Geräten versehen. So sind sie wieder komplett funktionstüchtig. Wir arbeiten diesbezüglich zum Beispiel immer wieder mit der Architektin Barbara Buser zusammen. Sie ist eine Pionierin und Expertin für ressourcenschonendes Bauen und pusht die Kreislaufwirtschaft im Baugewerbe. In ihren Projekten verbaut sie jährlich 20 bis 30 Occasionsküchen von «Forster». Aktuell arbeitet sie an einem Projekt in Genf, bei welchem hundert Forsterküchen überholt und wieder eingebaut werden.

Sie haben vorhin die Elektrogeräte angesprochen. Welche Bestrebungen stellen Sie hier an, um Nachhaltigkeit zu fördern?

Da wir selbst keine Elektrogeräte herstellen, haben wir hier auch keine Handhabe. Der Kunde entscheidet, welches Produkt er verbaut haben möchte.

Das heisst, Sie ziehen Ihre Elektrogeräte-Partner nicht in die Verantwortung?

«Forster Swiss Home AG» hat einen Marktanteil von zwei Prozent. Wir sind schlicht zu klein, um in diesem Bereich Forderungen an unsere Lieferanten zu stellen. Wenn der Kunde einen Herd von «Electrolux» will, verbauen wir diesen. Wir machen dafür unseren Einfluss beim Service gelten.

Das heisst?

Der Unterschied zwischen uns und den Küchengerätebauern ist, dass diese dem Druck aus der Produktion ausgesetzt sind. Damit diese Firmen überhaupt rentabel wirtschaften können, müssen sie jährlich mindestens eine halbe Million Geräte pro Fabrikationsstandort verkaufen.

Das heisst im Umkehrschluss, es wird lieber ersetzt statt repariert.

Genau. Dabei ist es doch schlicht eine Schweinerei, einen siebenjährigen Kühlschrank zu ersetzen, wenn er nach einer Reparatur noch einmal mindestens drei bis fünf Jahre funktioniert.

«Forster» wartet also auch auf die Elektrogeräte ihrer verbauten Küchen?

Ja. Wir haben ein Serviceteam mit rund 60 Mitarbeitenden und Verträge mit unseren grossen Immobilienkunden wie «Wincasa» oder «Livit»: Kostet eine Reparatur unter 700 Franken, reparieren wir die Geräte, statt sie zu ersetzen. Dieser Betriebszweig macht rund 25 Prozent unseres Umsatzes aus.

Wie sieht es bei der Wahl der Rohstoff und Bauteile-Lieferanten für die eigene Produktion aus: Wieviel Wert wird hier auf Nachhaltigkeit gelegt? 

Hier können wir ansetzen. So kaufen wir beispielsweise so gut wie alle Teile und Komponenten in der Schweiz, inklusive unseres Beschichtungspulvers. Nur die Bleche können wir nicht hier kaufen, weil es keinen Schweizer Hersteller gibt. Diese beziehen wir von «Voestalpine» in Österreich. Mit diesem Partner haben wir auch eine Nachhaltigkeitsvereinbarung. Die Stahlbranche ist sehr darum bemüht, nachhaltiger zu werden. Wir verfolgen den Markt diesbezüglich aktiv.

Es sind Bestrebungen da, um in der Produktion von fossilen Brennstoffen auf Wasserstoff umzusteigen. Dies wird aber noch Jahre dauern. Bis dahin bleibt die Produktion von Stahl eine Belastung für die Umwelt. Wie lässt sich das mit dem Slogan der nachhaltigsten Schweizer Küchen vereinbaren.

Wir beziehen bereits jetzt, wenn möglich, CO2-reduzierten Stahl. Dieser kostet uns zwar mehr, aber das ist es uns Wert. Ausserdem ist die Lebensdauer unserer Produkte mindest doppelt so lang, wie bei einer Holzküche. Berücksichtigt man dies in der Ökobilanz, sind Stahlküchen viel nachhaltiger als solche aus Holz. Hinzu kommt, dass unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen den gesamten Betrieb umfassen. Unser Ziel ist es, die erste grüne Fabrik der Schweiz zu werden.

Wie soll das gelingen?

Wir haben gemeinsam mit dem Kanton Thurgau eine Studie durchgeführt, in der wir die Stromgewinnung durch nachhaltige Energieformen prüfen. Dazu gehören Biogas aber auch Überlegungen zur Energiegewinnung aus dem See, analog dem, was die See Energie AG derzeit in Steinach umsetzt. Die Ergebnisse sind vielversprechend. In den kommenden zwei Jahren planen wir zudem den Bau einer 20 000 m2 grossen PV-Anlage, die unseren gesamten Energiebedarf decken würde. Und bereits vor zwei Jahren haben wir sämtliche Quarzleuchten durch LED ersetzt und so unseren Strombedarf massiv reduziert.

 

Quellenverzeichnis: Felix-arbon.ch. (29.09.2023). Eine Küche, die sich recyclen lässt. Abgerufen von https://www.felix-arbon.ch/files/felix.29.09.23-neu.pdf

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